In meiner Jugend habe ich mir einige ungesunde Essgewohnheiten zugelegt. Ich würde sogar vage behaupten, dass ich Essstörungen entwickelt habe. Die Sache mit den Essstörungen ist die, dass sie - erst einmal „angewöhnt“ - extrem schlecht wieder weg zu kriegen sind. Einerseits sind sie an Emotionen und Gefühle geknüpft, was dazu führt, dass immer wenn diese Gefühle und Emotionen hoch kommen, das Unterbewusstsein automatisch die entsprechende Essgewohnheit aus der Schublade zieht. Zweitens sind Essstörungen Etwas, das man nur mit konsequenter und disziplinierter Umstellung der Gewohnheiten weg bekommt. Womöglich kann man sie nie komplett aus dem Leben verbannen. Ein Alkoholiker, der nicht mehr trinkt, ist zwar trocken, aber immer noch Alki, ein Drogensüchtiger bleibt sein Leben lang ein Süchtiger, auch wenn er clean ist. Genauso verhält es sich mit Essstörungen.
Aber in erster Linie ist es wichtig, dass man sich dessen bewusst wird und sich eingesteht, dass man eine Essstörung entwickelt hat. Wenn man dann sich selbst beim Essen kritischer beobachtet, kann man viele Gewohnheiten bereits relativ einfach ankucken und sie hinterfragen.
Ich zum Beispiel habe als Teenie oft „Frust-gegessen“, als Kompensation von Liebe. D.h. immer dann, wenn ich mich ungeliebt gefühlt habe, habe ich regelrecht in mich hinein gefressen - und natürlich nicht Karotten und Äpfel, sondern Chips - manchmal eine ganze Familienpackung… (und nein es war mir danach nicht übel und ich musste auch nicht alles wieder hergeben)
Als ich dann bei meinen Eltern auszog und alleine wohnte, stellte ich automatische meine Essgewohnheiten um. Denn nun musste ich mir selbst alle Mahlzeiten besorgen. Ich fing an zu kochen - was allerdings in einer Westschweizer Küche (die Küchen in der Westschweiz sind nicht möbliert, d.h. Westschweizer nehmen ihre Küche beim Umziehen mit) eine Herausforderung war. Ich hatte mir lediglich einen Zweiplatten - Elektroherd von meiner Tante und einen Mini-Backofen ausleihen können.
Da ich im Verkauf arbeitete, hatte ich über Mittag reichlich Zeit, um zu kochen. Am Abend, wenn ich gegen 19h nach Hause kam, gabs dann nichts mehr zu futtern, sondern nur noch Fitnesscenter - so kam es, dass innert kürzester Zeit meine überflüssigen Pfunde purzelten, so dass mich in der Deutschschweiz viele Leute nicht mehr erkannten.
Allerdings wurde dann das abendliche Fasten (Dinner cannceling) zu einer Sucht und ich fing an über mehrere Tage nichts mehr zu essen. Ich hungerte regelmässig, trainierte normal weiter, ging am Wochenende tanzen,…
Diese Praktiken - und natürlich auch das älter werden, die Schwangerschaft und andere Kriterien - haben heute zur Folge, dass nur eine Diät nützt - nämlich die radikale Fastenkur. Radikal bedeutet in meinem Fall nichts zu mir nehmen ausser Wasser und Tee - über Tage / Wochen hinweg. Seit der Geburt meines Sohnes kann ich dies allerdings nicht mehr praktizieren, weil ich für ihn täglich etwas Leckeres auf den Tisch bringen muss - was dazu führt, dass ich eine solch radikale Kur nicht durchstehe.
Andere Diäten habe ich seit der Geburt probiert. Einige haben auch über kurze Zeit funktioniert. Suppen- und Saftfasten zum Beispiel. Auch Basenfasten ist eine tolle Methode. Leider nehme ich aber immer nur an den Körperzonen ab, die mich gar nicht so sehr stören. Meinen Bauch und andere Fettpolster, die ich wirklich hässlich finde an mir, die schmelzen mit diesen milderen Fastenkuren nicht weg. Dafür müsste ich wieder über mehr als einen Monat hinweg radikal fasten. Denn meine Lebensweise ist im Allgemeinen schon gesund. Ich koche und esse ausgewogen, ich bewege mich regelmässig, ich rauche nicht, trinke keinen Alkohol, nur selten Süssgetränke, etc. Fazit - mit meinem jetzigen Lebensstil bekomme ich diese hässlichen Fettpolster also nicht weg. - Ausser ich verzichte für immer auf Mehlspeisen - sprich Brot, Pizza, Spätzle, etc. - und dazu bin ich nicht bereit ;-)
Wenn ich jetzt aber eine radikale Fastenkur machen könnte und auch durchhalten würde, so dass mein Bauch, etc. wieder flach wären - dann habe ich unweigerlich das Problem vom "Danach". Sobald ich nämlich nach der Kur wieder normal zu essen beginnen würde, dann würde mein Körper automatisch wieder Reserven bilden. Denn während der Fastenkur hat er wohl auf eiserne Reserven zurückgreifen müssen, aber wenn dann wieder alle Nährstoffe eintreffen, wird er diese eisernen Reserven unweigerlich wieder bilden. So ist die Natur.... noch ursprünglich und zu Zeiten der Steinzeit sicherlich auch sinnvoll...
Also: Während meiner Ausbildung zur holistischen Gesundheitsberaterin habe ich so allerlei Diäten, die aktiv beworben und empfohlen werden, ausprobiert. Low Carb, Saftkur, Suppendiät, Heilfasten, und wie sie auch alle heissen mögen. Ich habe sogar eine Technik ausprobiert, die auf reiner Gedankenkontrolle basiert. Mehr dazu in einem späteren Artikel.
Ich kam auf jeden Fall zum Schluss, dass all diese temporären Diäten nichts nützen. Mein hochheilig angefressener und teurer Bauchspeck (zu Zeiten investiert, wo ich nur im Büro gesessen habe und unterfordert war - quasi eine Altlast) bringe ich damit also nicht weg. Nur kombiniert mit extrem viel mehr Sport (täglich intensive Sequenzen) - was ich nicht will und zeitlich auch nicht kann.
Was mich an den Diäten und den dazu angepriesenen Produkten aber viel mehr stört, als dass sie über lange Zeit nichts nützen oder sogar kontraproduktiv sind ist, dass sie einzig und alleine beworben werden, um den Reichtum der Hersteller und Verkäufer zu vergrössern. Das ist ihr einziges Interesse. Das Wohlergehen der Menschen, die ihre Produkte benutzen und den Langzeiterfolg interessiert sie nicht.
Und glaubt mir - ich habe mega viele Produkte ausprobiert. Ich habe auch das Gegenteil ausprobiert - nämlich „was passiert wenn ich mich über einen gewissen Zeitraum (gleich lang wie eine Fastenkur) „ungesund“ ernähre (auch das ist theoretisch eine Diät) - NICHTS. Ich habe nicht - wie erwartet - viel zugenommen. Natürlich darf man diese Ernährungsweise nicht als Ideal bezeichnen. Aber es beweist auch, dass zwischendurch „ungesunde“ Nahrungsmittel nicht schaden, oder sogar der Psyche zuträglich sein können!
In die meiner Meinung nach "Schlecht"-Kategorie fallen auch die im Moment so populären Networking Systeme. Am Networking stört mich zusätzlich dass man Verwandtschaft und Freundschaft strapaziert oder sogar missbraucht um seine Stellung im Netzwerk zu verbessern. Brauchen denn wirklich alle umworbenen Personen die ach so tollen Produkte? Sind sie denn wirklich so wirksam, so viel günstiger? Hätten sie dieses Produkt auch gekauft, wenn sie nicht von einem Verwandten/Bekannten (mehrfach) dazu bequatscht worden wären? Denn all diese Produkte gäbe es auch über einen normalen Kanal zu kaufen. Es sind ja keine Wundermittel und man kann die Welt nicht neu erfinden! (Dies gilt natürlich nicht nur für Nahrungsergänzungsmittel, sondern auch für Bastelartikel, Tupperware, Kerzen, und was Networking und Pyramidensysteme sonst noch alles so anbieten)
Es ist mehrfach erwiesen, dass dauerhaftes Einnehmen von Nahrungsergänzungsmittel schädlich sein kann. Viel wichtiger ist es, seine Ernährung vielfältig und ausgeglichen zu gestalten. Gerade das Einnehmen von Nahrungsergänzung in der Kombination mit schlechter Ernährung (denn mit den Nahrungsergänzungsmittel brauche ich mich ja nicht mehr gesund ernähren, ich bekomme ja alle Vitamine, die mein Körper braucht) ist sehr schädlich - aber vor allem teuer und unnötig. Der Körper ist ein sehr erstaunliches und komplexes Wunderwerk, das man bis heute noch nicht zu 100% kennt und durchschaut hat. So kommt es auch, dass man nicht immer den gleichen Bedarf an Vitalstoffen aufweist. Woher weiss ich also, wann ich welches Nahrungsergänzungsmittel brauche? Ach soo - ich nehme am besten einfach einen Komplex, der alles enthält, so bin ich auf der sicheren Seite?
Im Beobachter Heft 23/2019 hatte es einen guten Artikel über unsinnige Pillen, die viele Menschen zu sich nehmen:
https://www.beobachter.ch/suche/nahrungsergänzungsmittel
Hier die Aufstellung vom Beobachter zu den wichtigsten Vitalstoffen, wo sie enthalten sind und was sie bewirken können:
All das zielt schlussendlich darauf ab, seinen eigenen Reichtum zu vergrössern - auf Kosten anderer. Und das widerstrebt mir extrem... da nützt man also die Tatsache aus, dass sich fast keine Frau (und immer weniger Männer) 100% in ihrem Körper wohl fühlt. Jede hat irgendwo eine Problemzone, die sie gerne weg haben möchte. Bei manchen geht das so weit, dass man nicht in die Badi geht oder seinen Körper extrem verhüllt obwohl draussen über 30 Grad Celsius herrschen.
Kommt nun also eine Freundin oder Verwandte und prophezeit tolle Veränderungen im Körper, wenn du nur die propagierte Diät beziehen und einhalten mögest. Womöglich noch gemeinsam mit einer Gruppe. Wenn sich dann die gewünschte Veränderung nicht oder nur teilweise einstellt, dann zweifelt man zuerst an sich selbst und hat das Gefühl man hätte die Diät nicht konsequent und seriös genug durchgeführt. Anstatt dass man das Produkt hinterfragt. Schliesslich hat es ja bei allen anderen so gut geklappt.
Sooooo ein QUATSCH! BLÖDSINN,HUMBUG, VERARSCHUNG!!!
Warum?
- ist jeder Mensch anders und reagiert dem zu Folge auf seine Weise auf solche Produkte. Wie kann man also glauben, dass ein und die selbe Diät bei zig Menschen gleich wirkt?
- Gibt es so viele andere Faktoren, die einen Erfolg herbeiführen- oder eben nicht, die selten berücksichtigt werden. Um hier nur einige zu nennen: Berufstätigkeit, Familienstand, Essgewohnheiten, Allergien, Krankheiten, Raucher ja/nein, Medikamente ja/nein/welche, Gene / Veranlagung, zur Verfügung stehendes Geld, Jahreszeit, Hormonhaushalt, Stoffwechsel, psychische Verfassung, Alter, Lebenssituation, und noch viele mehr...
Ich finde es - egal in welchem Bereich - schlichtweg nicht fair und anmassend, wenn man mit der Hoffnung von Menschen spielt und ihnen etwas im Vordergrund verspricht, das sie sich dringlichst wünschen, in Wahrheit aber nur finanziellen Reichtum im Hinterkopf hat.
Es mag sein, dass gewisse Leute in voller Überzeugung für „ihr“ Produkt werben. Nichts desto trotz, werden beim bewerben des Produkts viele oben erwähnte Faktoren ausser Acht gelassen.
Das ist auch einer der Gründe, warum ich nicht mehr aktiv in diesem Bereich tätig bin. Es ist für mich nicht stimmig. Mein Wissen über die Prozesse im Körper, Ernährung, Nährstoffe, etc. Ist durch das natürlich nicht verloren. Und ich empfinde den Körper als ein Wunderwerk der Natur! Eine kaputte Leber kann sich innerhalb kurzer Zeit selbst regenerieren. Der Körper versucht täglich die gesunde Balance zu halten, obwohl man ihm ganz viele Stoffe zuführt, die ihm schaden, etc.
Darum plädiere ich vor allem dafür, dass man wieder lernt Signale zu erkennen. Der Körper teilt einem nämlich immer mit, was er braucht und was ihm nicht gut tut. Zu Beginn kann das sehr schwierig sein, weil man gewisse Signale missverstehen kann. Gerade Frauen empfehle ich, sich mit ihrem Hormonhaushalt und dem Zyklus zu beschäftigen. Es gibt z.B. Zeiten im Zyklus, da hat man vermehrt Lust auf Schokolade - wegen den Glückshormonen - dann darf die Schoggi auch Platz haben. Natürlich nicht 2kg!! Denn schlussendlich ist es immer die Menge, die ausschlaggebend ist!
Auch finde ich es viel viel wichtiger, mit sich und seinem Körper Frieden zu schliessen. Nehmt euch so an, wie ihr jetzt gerade seit!! Versucht euren Körper gerade wegen euren Besonderheiten zu lieben!! Ihr seit gerade deshalb einzigartig und wunderschön!!
Ich weiss jetzt, dass ich damals einen Schutz brauchte und mir deshalb ein paar Fettpölsterchen zulegte. Alles hängt zusammen - die Psyche, der Körper und der Geist, das Umfeld...
Bitte höre auf dich selbst zu verurteilen und irgendwelchen unrealistischen Idealen nachzueifern. Es ist erwiesen und bekannt dass die meisten Fotos in Hochglanzmagazinen manipuliert sind. Und liebe Supermodels - wie ist es so, ein Model zu sein? Magersucht, Bulimie? Wer von Euch hat keine Essstörung?
Wir müssen wieder lernen was wirklich gesund ist und was unserem Körper gut tut - und das ist je nach Alter, Lebenssituation etc., anders. Da gibt es keine allgültigen Regeln...
Es gibt bestimmt bereits gaaaanz viele Bloggerinnen und Influencer, die diese Message in die Welt tragen. Hier füge ich drei Links hinzu zu Filmen, die ich sehr passend finde:
http://www.embrace-derfilm.de/#home
http://therepresentationproject.org/film/miss-representation/
https://www.beobachter.ch/suche/nahrungsergänzungsmittel
Bei mir geht das Thema Essgewohnheiten nun ins nächste Level - nämlich in Bezug auf Familie. Es geht nun nicht mehr nur darum, meine Essgewohnheiten und -Störungen zu analysieren- sondern auch darum, meinem Sohn ein gesundes Körpergefühl und gesundes Essverhalten mit auf den Weg zu geben. Allerdings verdient dieses Thema einen eigenen Blogeintrag. ;-)
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